Gerade vor Weihnachten und zum Jahreswechsel zeigen uns die Medien eindrucksvolle Bilder von der Karpfenernte der gewerblichen Fischereifachbetriebe und der Vermarktung des geschätzten Speisefisches. Die drei bis vierjährigen Speisefische finden in Familienportionsgrößen gerade zu dieser Jahreszeit regen Absatz und werden zur Festtagsspeise als „Karpfen blau“, Bratfisch oder auch als geschätzter Räucherfisch.
Eine nachhaltige „Karpfenernte“ anderer Art war Anfang Dezember beim Bezirksfischereiverband für Ostfriesland –BVO- zu beobachten.
Die Angelfischer des BVO haben sich der naturnahen und nachhaltigen Bewirtschaftung ihrer Gewässer verschrieben. Es gilt, einen gesunden vielfältigen und artenreichen Fischbestand der ostfriesischen Gewässer zu hegen und zu pflegen.
Leider müssen auch wir in Ostfriesland feststellen, dass unsere Gewässer, bis auf wenige Ausnahmen, nicht die geforderten ökologischen Gewässerzustände aufweisen, die für eine natürliche angepasste Eigenreproduzierung der Fische erforderlich wäre. Es fehlt vielfach an einer geeigneten Wasserqualität mit entsprechenden Nährtieren, einer Gewässerdurchgängigkeit, aber auch an geeigneten Laichflächen für unsere Fische. Auch die letzten beiden Jahre mit den Extremwetterlagen haben große Lücken in den Fischbeständen aufgetan.
Nach erfolgreichem Abschluss der diesjährigen Junghechtaufzucht und Auswilderung auf geeignete BVO-Gewässer erfolgte Ende Juni die erneute Flutung der nunmehr hechtfreien Aufzuchtteiche beim BVO-Haus in Emden der Besatz mit ca. 210.000 Karpfenlarven. Die ca. 2 mm kleinen Fische konnten von einem Fischereibetrieb in Ahlhorn erworben werden. Die natürliche Ablaichung der Elterntiere erfolgte dort Mitte Juni auf flache, grasbewachsene Teiche.
Anfang Dezember war es dann soweit. Insgesamt konnten 169 Kilo kleine Karpfen abgefischt und von ehrenamtlichen Helfern auf unsere BVO-Gewässer planmäßig ausgewildert werden. Das Heranwachsen der keinen Fische erfolgte unter ständiger Betreuung der letzten ostfriesischen Berufsfischer Rudolf und Reemt Endjer sowie Helfer aus der Anglerschaft.
Der BVO kann diese Maßnahme, aber auch die vorausgegangene Hechtaufzucht und die Aufzucht der artgeschützten Schlammpeitzger als einen großen Erfolg der ehrenamtlichen Arbeit verzeichnen. 169 Kilo Jungkarpfen ergaben auf Grund der durchgeführten Zählproben ein Durchschnittsgewicht von 7, 6 Gramm. Somit fast 25.000 Setzlinge zwischen vier und maximal 15 Gramm.
Hilko Nieland
Gewässerangelegenheiten und Fischereiaufsicht